Ich bin Bündnisgrüner und ich bin jüdisch.
In der jüdischen Tradition steht der Gedanke im Zentrum, dass alle Menschen gleich an Würde sind und dass wir Verantwortung füreinander tragen. Tikkun Olam – die Welt zu reparieren, sie nicht so zu lassen, wie sie ist, sondern sie menschlicher und gerechter zu machen – ist für mich Leitmotiv meines politischen Handelns. Genau das finde ich bei den Grünen wieder: einen gelebten Universalismus, der Minderheiten schützt, Vielfalt als Stärke versteht und für Gerechtigkeit eintritt. Und es ist derselbe Bündnisgedanke, der unsere Partei trägt: das Gemeinsame über das Trennende zu stellen, um aus Vielfalt Stärke zu schöpfen.
Gerade deshalb kämpfe ich nicht nur gegen Antisemitismus, sondern gegen jede Form von Hass und Intoleranz. Wenn eine Minderheit gefährdet ist, sind wir es alle. Doch der Kampf um Gleichberechtigung und Sicherheit wird heute auch im digitalen Raum und in den Medien geführt. Wir müssen unsere plurale Demokratie gegen Hetze, Desinformation und den Angriff auf die freie Presse verteidigen – und Räume schaffen, in denen Vielfalt sichtbar bleibt und Debatten fair geführt werden.
Und ich trage eine besondere Verantwortung: Sollte ich ins Parlament einziehen, wäre ich der einzige jüdische Abgeordnete – und der erste seit vielen Jahrzehnten. Darum werde ich mich darum bemühen, im Austausch mit der jüdischen Community in all ihrer Vielfalt zu stehen und ihre Perspektiven und Bedürfnisse im Parlament sichtbar zu machen.
Die Gewalt im Nahen Osten bewegt und belastet viele Berliner*innen zu Recht sehr und spaltet unsere Stadt immer mehr. Dem müssen wir entgegentreten, denn sowohl das Leid der Palästinenser*innen durch die Kriegsverbrechen Israels in Gaza als auch die Angst und Bedrohung, die Jüdinnen und Juden hier erleben, sind schrecklich. Zu diesem furchtbaren Bild gehört auch, dass die Hamas weiterhin Geiseln in ihrer Gewalt hat. All das zu sehen, in seinem Herzen Platz für das Leid all dieser Menschen zu haben, ist die zentrale Aufgabe, vor der wir in Berlin stehen. Dazu gehört, dass Demonstrationen stattfinden können und es zu keinen Grundrechtseinschränkungen wie Auftrittsverboten kommt. Dazu gehört aber genauso, dass niemand Angst haben muss, mit einer Kippa oder einem Magen David über die Straße zu laufen. Wir brauchen mehr Orte des gemeinsamen Austausches, denn wir müssen mehr miteinander statt übereinander reden.
Wenn man Antisemitismus und Rassismus offen anspricht und für Gleichberechtigung kämpft, macht man sich zur Zielscheibe. Auch ich wurde von Rechtsextremen bedroht: Meine privaten Daten wurden veröffentlicht, um mich mundtot zu machen. Doch wer glaubt, mich so zum Schweigen zu bringen, irrt. Ich werde weiter laut bleiben – gerade weil solche Angriffe zeigen, wie viel sich Rechtsextreme mittlerweile trauen. Es ist an der Zeit, dass wir uns unterhaken und gemeinsam den Rechtsextremen deutlich machen: Sie sind hier nicht gewollt und sie haben hier keinen Platz. Denn: Unsere Demokratie verteidigt sich nicht von selbst.
Gute Kitas, moderne Schulen und ein starkes Miteinander sind das Fundament einer lebenswerten Stadt. Doch noch immer entscheidet oft der Geldbeutel der Eltern über die Chancen von Kindern – und genau das will ich ändern. Jedes Kind soll die gleichen Möglichkeiten haben, unabhängig von Herkunft oder Einkommen. Dafür brauchen wir mehr und bessere soziale Infrastruktur: ausreichend Kitaplätze, saubere Schulen, die wirklich modernisiert werden, und Unterstützung für Familien, die sie brauchen. Bildungsgerechtigkeit entsteht nicht durch Sparen, sondern durch Investitionen in die Zukunft unserer Kinder.